Montag, 9.7.2001

Am nächsten Morgen sind die umliegenden Berge angezuckert, auch hier hat es geschneit, aber es ist nichts liegen geblieben. Bei dichter Bewölkung ziehen wir los, wir werden einen Gletscher begehen. Dort angekommen, legen wir Steigeisen und Sicherungsgurte an. Mit Eispickeln bewaffnet und durch ein Seil verbunden betreten wir das Eis. Mit Steigeisen ist das Gehen eine Leichtigkeit. Wir kommen rasch vorwärts und sind im zerklüfteten Eisdom. Es ist beachtlich, wieviele Bäche auf dem Gletschereis fließen. Oben finden wir mitten in der bizarren Eiswelt mit bis zu 30 m hohen Blöcken zwei tiefblaue Seen.

 

Den Gletscher live kalben zu sehen, bleibt uns wieder verwehrt. Dafür taucht die Sonne auf und macht die Rast mitten auf dem Gletscher zum Sonnenbad. Die Gletscherspalten sind immer in Querrichtung, in etwa 10 - 20 m Abstand, sehr schmal, aber sehr tief. Da sie recht gut sichtbar sind, bleibt uns ein Einbrechen erspart, wir sinken ein paar Mal nach einem Fehltritt bis zur Hüfte ein. Wieder zurück bereitet Eiler seine versprochenen Spaghetti zu. Mit Heißhunger vertilgen wir Riesenmengen. Und als die Spaghetti trotz der überdimensionalen Mengen nicht ausreichen, ist er fassungslos: "I cooked for 30 persons, you are 17 and itīs not enough!!!" Anschließend wird ein Pudding im Tetrapack serviert, zu dem schon vorangegangene Gruppen im Gästebuch Komentare vermerkt haben wie: "we survived the pudding!" oder einfach "aaaargh!". Ansonsten konnte man sich nie beklagen. Unsere Köche füttern uns so gut, dass wir nur dank der langen Touren noch in die Hosen passen. Nach dem Abendessen werden die Polarbearwatches eingeteilt, Thomas und ich fassen die beste Zeit (6-8 Uhr morgens) aus.

Dienstag, 10.7.2001

Bereits um 2 Uhr morgens strahlt die Sonne so heiß auf unser Zelt, dass es im Schlafsack nicht mehr auszuhalten ist. Bis zum Morgen ist es wolkenlos und das Zelt eine Sauna. Die Eisbärwache hingegen ist bei strahlender Sonne das reinste Vergnügen.

 

Nach kurzem Überlegen entscheiden wir uns für die "Longlonglongtour". Sie führt an der Beach Richtung Kap, dann besteigen wir einen fast 800 m hohen Berg. Der Aufstieg über eine Geröllhalde aus scharfkantigen Steinen ist extrem mühsam, aber die Aussicht lohnt sich.

 

Hinunter rutschen wir über steile Schneefelder auf unseren Garmaschen und gehen auf einem Grat Richtung Kap. In den Alpen nicht zur Nachahmung empfohlen ist unser übermütiges Spiel, bei dem es darum geht, möglichst große Felsbrocken durch die Schluchten ins Tal stürzen zu lassen.

Entlang der Küste, die mit ihren 30 bis 50 m hohen Felsen an Dover erinnert, geht es wieder ins Camp zurück. Wir waren fast 11 Stunden unterwegs und stürzen uns wie immer heißhungrig über die Riesenportionen. Das Essen war ausnahmslos auch von sehr guter Qualität, besonders das Rentiergulasch in Raudfjorden hat uns ausgezeichnet geschmeckt.

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