Samstag, 7.7.2001

Am Morgen stehen wir extrem früh auf, da uns das Schiff um 9 Uhr abholen soll. Auch die Zelte sind bereits abgebaut. Als das Schiff nicht auftaucht, erfahren wir nach neuerlicher Funkkontaktaufnahme, dass es erst um 1 Uhr morgens des nächsten Tages ankommen wird. Die Führer werden zusehends unsicherer, und wir stellen fest, dass die häufigst gesprochenen Worte "probably", "maybe", "hopefully" und "we will see" sind. Für das nächste Camp planen wir, erst dann die Zelte abzubrechen, wenn das Schiff tatsächlich in Sicht ist. Es gibt noch eine weitere kürzere Tour nach dem Lunch: die "Hausberge" des Camps werden erstiegen. Beim Aufstieg brennt die Sonne nieder, kein Wind weht und wir sind im T-Shirt unterwegs.

 

Hier hat man entweder 3 Schichten oder keine an, es wechselt binnen Minuten. Aber auch daran gewöhnt man sich schnell. Abends verbrennen wir unsere gesamten Holzvorräte zu einem schönen Lagerfeuer. Das Warten wird mit Kartenspielen und Lesen überbrückt. Unerwartet pünktlich erscheint um etwa 1 Uhr das Schiff. Wir transportieren all unser Hab und Gut, die Zelte sowie etliche Vorräte und Müll über eine kleine wackelige Bretterkonstruktion, die die Lagune überbrückt. Wir nennen es den "norwegischen Alkoholtest" - alle Teilnehmer bestehen, obwohl vorher das Bier reichlich geflossen ist.

Mit Zodiacs wird alles auf das Schiff gebracht. Wir bestaunen das Schiff, das perfekt eingerichtet ist, um für Notfälle aller Art bereit zu stehen: Hubschrauberlandeplatz, viele Beiboote, ein ca. 200 m2 großer Frachtraum, in dem sogar größere Fahrzeuge Platz finden, eine große Werkstatt und unglaublich viele Geräte und Taue. Wir ziehen die Schuhe aus und dürfen die kleinen Kabinen beziehen. Von diesen gibt es ca. 10-15, wir legen uns im Schlafsack in die wirklich gemütlichen Stockbetten in den Kojen. Die ersehnte heiße Dusche ist herrlich!

Sonntag, 8.7.2001

Um 8 Uhr werden wir geweckt, ein exzellentes reiches Frühstücksbuffet mit selbstgebackenem Brot wartet. Wir werden um 9.30 Uhr von Bord gehen, unser nächstes Camp am Blomstrand ist erreicht. Dieses liegt spektakulär neben einem Gletscher. Das Ausladen, Aufstellen der Zelte und Einrichten nimmt einige Zeit in Anspruch, danach gibt es ein Lunch, wie üblich kalt, aber sehr reichhaltig und mit viel Käse, den wir nach dieser Reise wohl längere Zeit meiden werden ...

 

Danach teilen wir uns auf, die "long tour" geht dieses Mal auf einen steil neben dem Camp aufragenden Berg. Dichte Wolken ziehen auf und ein wenig Regen tröpfelt herunter. Der bestiegene Berg weist ganz andere Gesteinsarten auf, als wir sie von Raudfjorden kennen. Im oberen Teil gehen wir auf tiefschwarzem Boden, man vermeint, Kohle unter sich zu haben. Nach dem Dinner vertreiben wir uns die Zeit mit Kartenspielen bei chilenischem Rotwein aus dem Tetrapack, der zwar nie mehr als Kühlschranktemperatur erreicht, aber unerwartet gut schmeckt. Ein Wort zur Kälte: nach einigen Tagen campen gewöhnt man sich an die niedrige Temperatur. Gegen das Frösteln hilft nur, den Körper in Bewegung zu setzen, also etwas Holz zu hacken oder kurz am Strand zu laufen. Auch das ständige An- und Ausziehen der bis zu 3 Jacken geht zur Gewohnheit über. Bei Sonne und wenig Wind genügt fast nur ein T-Shirt. In der Nacht ziehen oft Wolken auf und in dieser Nacht regnet es zudem stark und reichlich. Die Temperatur sinkt.

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